ACHTUNG: ABSTURZGEFAHR
Fallen im Netz: Die
häufigsten Fehler im E-Business - und wie Sie schlechte Planung und dilettantische
Umsetzung vermeiden können (Martina Kausch vom Bonner Beratungsunternehmen
Makz) .
An E-phorie mangelt es nicht. Junge
Unternehmensgründer und etablierte Konzernmanager starten täglich Hunderte von
Internet-Initiativen - und enden nicht selten im virtuellen Abseits. Beim Planen und
Realisieren elektronischer Geschäfte lauern unzählige Fallgruben, die den Erfolg im Netz
bedrohen. Gemeinsam mit der Web-Expertin Martina Kausch vom Bonner Beratungsunternehmen
Makz hat man die häufigsten Fehler beim Entwickeln und Umsetzen von Cyber-Projekten
identifiziert. Zu jeder Gefahrenquelle skizziert man die Gegenstrategie. Damit Ihr
E-Business gewinnt.
Falsches Geschäftsmodell
Fehler: Die
Ausgangsidee ist nicht einmalig, sondern eine Kopie bereits existenter E-Aktivitäten.
Strategie: Nur führende Anbieter in einem Marktsegment können der
Web-Bewerb überleben. Ehe Sie den vierten Online-Handel mit Bürobedarf eröffnen,
überprüfen Sie, ob Sie wirklich in die Topliga aufsteigen können. Was unterscheidet Ihr
Angebot von dem der Wettbewerber?
Fehler: Zahlreiche
Konzerne trennen strikt ihre Online- und Offline-Aktivitäten, um ihr herkömmliches
Geschäft nicht zu kannibalisieren.
Strategie: Geben Sie der Dot.com Konkurrenz keine Chance, Ihr
Kerngeschäft anzugreifen - tun Sie es selbst. Mit der Ausweitung Ihres Angebots auf das
Internet können Sie ein vielfältigeres Angebot kreieren, als die reinen Web-Firmen.
Ermöglichen Sie etwa Ihren Kunden, online gekaufte Waren im Ladengeschäft zurückzugeben
oder umzutauschen Räumen Sie Surfern einen Discours in der realen Filiale ein.
Lückenhafte Finanzplanung
Fehler: Viele Gründer
lassen sich von Risikokapitalgebern und Beratern übervorteilen.
Strategie: Informieren Sie sich bei Branchentreffen oder
Start-up-Wettbewerben, was üblicher Weise für Dienste verlangt wird und wie viele
Anteile abgegeben werden. Ein Vermittler, der Sie mit einem Kapitalgeber zusammenbringt,
hat keine 25% an der Firma verdient.
Fehler: Der Businessplan
geht von unrealistischen Anlaufkosten aus.
Strategie: Rechnen Sie mehr als konservativ, Technik, Software,
Marketing, Mitarbeiter, Kundendienst und Logistik sind im Internetgeschäft ebenso teuer
wie in der realen Welt. Kalkulieren Sie zusätzliche Kosten, die durch rapides Wachstum
entstehen können. Stellen Sie sich auf eine lange Durststrecke ein, denn E-Business
rentiert sich nicht so schnell.
Fehler: Die Höhe der
Einnahmen wird überschätzt.
Strategie: Selbst attraktive Websites mit hohen Besucherzahlen generieren
nicht automatisch hohe Werbeeinnahmen. Von Anzeigen allein kann auf Dauer kein E-Business
leben. Ihre Online-Offerte muss eigenständige Erlöse erzeugen, etwa durch
Umsatzbeteiligungen, Provisionen, Entgelte, Miete oder Verkaufserlöse.
Fehler: Viele
Web-Start-ups geben massenhaft Geld für Marketing und Werbung aus. Dennoch stellen sich
keine sichtbaren Ergebnisse ein.
Strategie: Es lohnt sich, mit einer guten Werbeagentur
zusammenzuarbeiten. Entwickeln Sie mit Hilfe der Experten Instrumentarien zur Messung
Ihres Erfolgs. Achten Sie penibel darauf, dass Ihr Werbebudget nicht explodiert.
Unterschätzte Bedeutung
Fehler: Die E-Strategie
wird im Konzern zum Pilotprojekt degradiert.
Strategie: E-Business betrifft das ganze Unternehmen. Stellen Sie einen
Stufenplan auf, wie die gesamte Wertschöpfungskette Glied für Glied durch den Einsatz
des Internets effizienter gestaltet werden kann. Welche zusätzlichen Märkte und
Absatzwege erschließt Ihnen das Web? Versuchen Sie aber nicht, alle Prozesse auf einmal
zu redesignen, sondern gehen Sie Schritt für Schritt vor.
Fehler: Die
Internet-Aktivitäten versanden in der Hierarchie. Niemand im Topmanagement ist für
E-Commerce zuständig.
Strategie: Cyberspace ist Chefsache. Bilden Sie ein Team von Profis aus
verschiedenen Abteilungen und aus Internet-Experten. Entwickeln Sie gemeinsam Aufgaben und
Ziele Ihres E-Projekts. Prüfen Sie, ob die Ausgliederung Ihres Web-Ventures Vorteile
(Tempo, Flexibilität) bietet.
Fehler: Das E-Projekt wird
einem Mitarbeiter als Zusatzaufgabe aufgenötigt.
Strategie: Für die Umsetzung dieses Zukunftsprojekts müssen Sie die
besten Leute einsetzen. Sie brauchen Freiheit und umfassende Unterstützung.
Leistungsträger sollen am Erfolg beteiligt werden.
Fehlende Kommunikation
Fehler: Die E-Aktivitäten
werden nicht in die bestehende Organisation des Unternehmens eingebunden.
Strategie: Kommunizieren Sie Neuerungen an sämtliche Mitarbeiter.
Präzisieren Sie damit verbundene Aufgaben für alle Abteilungen, und verteilen Sie sie
innerhalb der Belegschaft. Viele Ihrer Angestellten nutzen selbst aktiv das Internet.
Beziehen Sie deren Erfahrung und praktisches Wissen in die Planung ein.
Kurzsichtige Personalplanung
Fehler: Die Mitarbeiter
sind ständig überlastet.
Strategie: Planen Sie die Personalausstattung sehr üppig. Sie brauchen
viele Leute für Aufgaben, an die zunächst niemand denkt: Aktualisierung der Website,
Beantwortung von E-Mails, Aufbau von Call-Centers. Planen Sie ein schnelles
Personalwachstum. Bilden Sie neue Leute selbst aus, damit Sie nicht um teure Fachkräfte
konkurrieren müssen.
Mangelnde Flexibilität
Fehler: Das
Unternehmenswachstum wird unterschätzt.
Strategie: Konzentrieren Sie sich auf Ihre Kernkompetenzen. Loten Sie
früh Kooperationen mit Outsourcing-Firmen aus, die klar definierte Dienstleistungen
übernehmen und Nachfragespitzen abfangen können.
Fehler: Der Businessplan
erweist sich als unrealistisch.
Strategie: Prüfen Sie regelmäßig, ob Ihre ursprünglichen
Vorstellungen noch ins Umfeld passen. Stimmt die Vision weiterhin? Wie verhalten sich die
Kunden? Beobachten Sie die Konkurrenz.
Dürftige Technik
Fehler: Eilige
E-Unternehmer gehen zu schnell online.
Strategie: Um ein öffentliches Desaster mit Fehlfunktionen auf der
Website zu vermeiden, sehen Sie ausführliche Probeläufe vor. Testen Sie vor der Freigabe
der Internet-Seiten alle Eventualitäten und Kontaktkanäle. Prüfen Sie die
Geschwindigkeit des Seitenaufbaus.
Fehler: Die Website ist
wegen Überlastung häufig nicht zu erreichen, besonders bei lebhaftem Geschäft.
Strategie: Legen Sie beim Kauf von Soft- und Hardware größten Wert
darauf, dass das System in kürzester Zeit und ohne Betriebsunterbrechung ausgebaut werden
kann (Skalierbarkeit). Halten Sie großzügige Reserven bei der technischen Ausstattung
vor.
Fehler: Dem Betreiber
unterlaufen grobe Sicherheitsmängel. Hacker attackieren die Site.
Strategie: Entwerfen Sie ein Sicherheitskonzept, das sowohl das interne
System als auch die Kundendaten schützt (Firewalls, Verschlüsselung). Planen Sie
Notfallmaßnahmen.
Dilettantisches Design
Fehler: Unprofessionelle
Gestaltung von Websites.
Strategie: Wenn Ihr Unternehmen keine Mitarbeiter hat, die Technik und
Design erstklassig beherrschen, greifen Sie auf Spezialagenturen zu.
Fehler: Internet-Neulinge
verlassen sich blind auf einen Web-Dienstleister.
Strategie: Vereinbaren Sie mit Ihren Internet-Dienstleistern ein
detailliertes Pflichtenheft. Arbeiten Sie nicht nur mit einem Partner zusammen, sondern
kombinieren Sie verschiedene Services. Legen Sie eine Probezeit mit festen
Zielvereinbarungen fest. Prüfen Sie, ob die verwendeten technischen Mittel der
Dienstleister mit Ihrer Ausrüstung zusammenpassen.
Komplizierter Zugriff
Fehler: Technikverliebte
Designer überfrachten die Web-Seiten mit brandneuen Funktionen, die nur wenige Surfer
nutzen können.
Strategie: Beschränken Sie sich auf Grafiken, Bilder und Gimmicks, die
auch von Web-Besuchern mit älteren Computern, Softwareversionen und Modems geöffnet
werden können. Verzichten Sie auf Zusatzprogramme (Plug-in), die extra geladen werden
müssen - die meisten Nutzer steigen aus. Nehmen Sie bei der Gestaltung der Seiten darauf
Rücksicht, dass die momentan neueste Version des Browsers erst nach zwei bis drei Jahren
auf den meisten Rechnern installiert ist. Lassen Sie auch ältere Typen zu. Sonst sperren
Sie Kunden aus.
Fehler: Die Navigation
durch die Web-Seiten ist kompliziert und irreführend.
Strategie: Bitten Sie externe Tester, etwa Freunde oder Verwandte, über
Ihr Internet-Angebot bestimmte Aufgaben zu erledigen - eine Bestellung oder eine
technische Anfrage. Überarbeiten Sie das Konzept nach den Erfahrungen der Testpersonen.
Fehler: Das Web-Angebot
ist nicht mediengerecht aufbereitet.
Strategie: Entwickeln Sie die Inhalte komplett neu für das Medium, in
dem andere psychologische Regeln gelten. Surfer lieben kurze Texte, die auf den Punkt
kommen. Nutzen Sie die technischen Möglichkeiten des Internets offensiv - indem Sie etwa
direkt mit den Kunden kommunizieren.
Unzulängliche Kundenorientierung
Fehler: Die Besucher
kommen einmal und nicht wieder, weil der Betreiber der Site nicht auf ihre Wünsche und
Verhaltensweisen eingeht.
Strategie: Nutzen Sie die Chance, die das Internet für eine stärkere
Bindung der Kunden bietet. Sammeln Sie Informationen über Einkaufsgewohnheiten,
Interessen, Präferenzen, und werten Sie die Daten systematisch aus. Offerieren Sie Ihren
Besuchern maßgeschneiderte Angebote.
Fehler: Die E-Firma
blockiert den direkten Kontakt mit Kunden, weil sie keine E-Mail anbietet oder ihre
Adresse tief in den Seiten versteckt.
Strategie: Bieten Sie fertige Mail-Formulare an oder belohnen Sie
Interaktion mit kleinen ,,Give-aways". Beantworten Sie jede Mail umgehend. Senden Sie
bei Überlastung zumindest eine automatische Antwort, die den Eingang der Nachricht
bestätigt.
Fehler: Das Online-Angebot
bietet keinen Zusatznutzen gegenüber den Offerten der realen Welt.
Strategie: Die Surfer müssen einen echten Vorteil davon haben, in Ihrem
Cybershop einzukaufen. Experimentieren Sie mit Rabatten, Gutscheinen oder Schnellversand
ohne Extrakosten. Veranstalten Sie Ratespiele, Umfragen und Verlosungen, bei denen es
etwas zu gewinnen gibt.
Fehler: Die
Internet-Seiten werden zu selten aktualisiert.
Strategie: Das Internet ist ein schnelles Medium. Kontrollieren Sie
regelmäßig, ob Ihre Seiten auf dem neuesten Stand sind. Verändern Sie ständig die
Angebote. Wenn Sie regelmäßig etwas zu berichten haben, versenden Sie einen
Newsletter.
Lahme Logistik
Fehler: Die
Online-Bestellung geht blitzschnell, die Lieferung lässt auf sich warten.
Strategie: Passen Sie alle Prozesse von Informationsweitergabe und
Logistik dem Internet-Tempo an. Checken Sie den gesamten Ablauf vor Lagerhaltung,
Verpackung, Kommissionierung, Versand, Verfolgung der Lieferung, Zahlungssystem,
Debitorenmanagement, Kundendienst, Retouren- und Garantieabwicklung auf Fehlerquellen.
Vernetzen Sie Ihr Cyber-Geschäft mit vorhandener betriebswirtschaftlicher Software. Nehmen
Sie externe Logistik-Dienstleister in Anspruch.
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