Wächst und wächst und
wächstDer
Handel über Internet (E-Commerce) stellt zumindest in der Phantasie der Analysten alle
herkömmlichen Wachstumsprognosen auf den Kopf. So haben die Marktforscher des
Beratungshauses Frost & Sullivan errechnet, dass in Europa bis 2004 rund ~ 8,1
Milliarden US-Dollar im Internet umgesetzt werden sollen (1997 35,8 Millionen, 1998 128
Millionen).
In der Geschäftswelt ist man sich nur noch nicht schlüssig, welche Applikationen eigentlich als E-Commerce zu definieren sind. In der Studie jedenfalls fallen darunter kommerzielle Transaktionen, die per Internet abgewickelt werden und bei denen zeitgleich ein Warentausch stattfindet (aber beispielsweise nicht das Anzeigengeschäft). Fest steht bisher nur, dass die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen über das Internet ansteigt. Die Studie prognostiziert ein Anwachsen der Nutzerzahl von geschätzten 9,9 Millionen 1997 auf rund 45 Millionen. Derzeit wird E-Commerce vorwiegend im Business-to-Business Bereich genutzt (92,6 Prozent der Geschäfte). Für 2004 wird aber ein höherer Stellenwert des Endkundenmarktes erwartet: 1998 stellten noch materielle Güter für Firmen (vor allem Computer; Software, Bürobedarf) den mit Abstand wichtigsten Umsatzträger im E-Commerce dar (fast 89 Prozent), gefolgt von Business-Dienstleistungen (5,4 Prozent) und Konsumenten-Dienstleistungen (beispielsweise Reisen, Finanzberatung); 2004 erwarten die Analysten von Frost & Sullivan eine gewaltige Verschiebung: Dienstleistungen für Konsumenten sollten dann 41 Prozent vom Internet-Umsatz generieren, gefolgt von materiellen Gütern für Unternehmen (20,1 Prozent), materiellen Gütern für Private (19,6 Prozent) und Dienstleistungen für Unternehmen (14,7 Prozent). Das größte Nachfragerpotential im Konsumentenbereich liegt bei Jugendlichen, für die der Umgang mit dem Internet bereits eine Selbstverständlichkeit ist; sie nutzen es derzeit am umfassendsten und beziehen bereits einen Gutteil ihrer Freizeitprodukte (Musik, Videos und Computerspiele) übers Netz. Einen echter Nachfrageschub könnte Digitalfernsehen bringen (die USA wollen bis 2004 ihr gesamtes Ausstrahlungssystem von analog auf digital umgestellt haben); auch durch den Euro wird ein weiterer Impuls in Richtung E-Commerce erwartet. Die Lufthansa-Tochter Airplus prognostiziert für das Jahr 2000 einen europaweiten Jahresumsatz von etwa 32 Milliarden D-Mark, für 2001 mindestens 100 Milliarden, 90 Prozent davon im Business-to-Business Bereich. Deutschland soll 2000 mit 6,9 Milliarden größter Online Markt werden, gefolgt von Großbritannien (6,8 Milliarden), den skandinavischen Ländern (3,6 Milliarden) und Frankreich (3,2 Milliarden). Im Konsumentenbereich gibt das Internet Unternehmen die Chance, relativ billig (oft unter Ausschaltung des Zwischenhandels) und trotzdem individuell auf Kundenanfragen einzugehen. Das kann traditionelle Lieferwege gefährden, wenn erst einmal genügend Kunden Zugang zum Internet haben. Die vorgelagerten Dienstleistungen boomen jetzt schon: Unternehmen, die Web-Design anbieten und Software-Produkte dafür her stellen, schießen wie Pilze aus dem Boden. Auch Großkonzerne reagieren auf die Ausdehnung der Anwendungsmöglichkeiten, indem sie vertikal integrierte Strukturen für E-Commerce schaffen. Neben Microsoft konstituiert sich auf dem US-Markt mit der Kooperation von Sun (Hardware), America Online (Internet-Provider) und dem von AOL gekauften Browser-Hersteller Netscape gerade der zweite große E-Commerce Block. |
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